„Die Kunst, sich selbst zu mögen“

Swiss athlete, Heinz Frei, in action while the men's cycling time trial race during the Summer paralympic games 2020 in Fuji, Japan, on Tuesday, August 31, 2021. (© Swissparalympic/ Gabriel Monnet)
staufen magazin 2024 | No.7 | Leadership und Organisationsentwicklung

Herr Frei, als zigfacher Weltmeister und Paralympics Sieger zählten Sie 40 Jahre zur absoluten Weltspitze. Ihr Weltrekord im Rennstuhl-Marathon hatte 25 Jahre Bestand und wurde erst kürzlich mit Formel-1-Technik unterboten. Wie haben Sie es geschafft, sich über einen so langen Zeitraum zu motivieren und immer wieder Top Leistungen abzuliefern?

In erster Linie durch meine große Freude an der wiedergewonnenen Mobilität! Nach meinem Sportunfall – ich war damals 20 Jahre alt – stand sie ja äußerst infrage. Wenn dieser Schock in irgendeiner Form nachklingt, dann dergestalt, dass jeder neue Tag im Jetzt und Heute ein guter Tag ist. Das erzeugt ganz viel Dankbarkeit bis hin zu Demut, wenn ich erfreut feststellen darf, was mir mein Leben nun seit 46 Jahren zu schenken vermag

Angesichts der aktuellen Herausforderungen (Kriege, Umweltzerstörung, technologischer Wandel) haben immer mehr Menschen Angst vor der Zukunft. Was kann man tun, um nicht in eine persönliche Negativspirale zu geraten?

Auch wenn es egoistisch klingt, geht es um die „Kunst“, sich selber zu mögen. Ich konnte erst wieder auf Menschen zugehen, nachdem ich mit mir und meinem Schicksal im Reinen war. Natürlich hatte ich zuerst ganz viele Ängste, panische Ängste sogar. Aber Ängste lähmen uns. Lassen wir also nicht zu viel Angst zu, sondern ersetzen sie durch Respekt. Ich bin überzeugt, dass mit Respekt eine Aufgabe gelöst werden kann; dass ein respektvoller Umgang mit meiner Arbeitswelt am Ende des Tages ein besseres Resultat ergibt; dass mit Respekt in der Familie weniger Krisen provoziert werden; dass ein gewisser Respekt meinen Fokus schärft und mich mental stärkt.

Auch wenn es egoistisch klingt, geht es um die „Kunst“, sich selber zu mögen.

Heinz Frei
Weltmeister im Rennstuhl-Marathon

Wie können Unternehmen ihren Mitarbeitenden dabei helfen, auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten zuversichtlich und innovativ zu bleiben?

Es gibt die Leader in einer Firma, die die vorher beschriebenen Tugenden kennen, vorleben und mit Überzeugung vertreten. Das erzeugt Vertrauen und Zuversicht. Wenn diese Vorbilder ihre Bemühungen mit guten Resultaten unterlegen, werden sie eine ansteckende Wirkung auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben. Und wenn man dann so etwas wie Stolz bei den Mitarbeitenden auslöst, hat man gewonnen.

Ihre sportlichen Erfolge waren nie Selbstzweck, sondern Ihr Weg, um Aufmerksamkeit für gesellschaftlich relevante Themen zu schaffen. Wie wichtig ist es für Menschen und Unternehmen, über den persönlichen Erfolg hinauszudenken?

Trotz meiner Erfolge habe ich mir nie eingebildet, etwas Besseres zu sein. Ich durfte gewinnen, MUSSTE aber nicht! Beim näheren Hinschauen realisierte ich, dass mir der Sport ja nur als Brückenfunktion dient, um noch ganz andere Dinge voranzubringen – Integration, Inklusion, Hindernisse abbauen, Leistungsbereitschaft aufzeigen trotz Handicap und vieles mehr. Selbstzweck steht vielleicht am Anfang – und wenn wir dann stark genug sind, haben wir das Zeug, etwas von dieser Kraft weiterzugeben.

Heinz Frei, Weltmeister im Rennstuhl-Marathon

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